Medizinische Flüchtlingshilfe Bochum e.V. zeigt Bilder aus der Kunsttherapie von Flüchtlingen

11.12.2007

Pressemitteilung der Medizinischen Flüchtlingshilfe Bochum e.V.

„Ich kann wieder Kraft spüren“

Bilder von Flüchtlingen aus der Kunsttherapie – Malen hilft,
die Erlebnisse zu verarbeiten

Eindrücke von der Eröffnung der Ausstellung am 9.12.2007

„Meine Probleme sind zwar nicht gelöst, aber ich fühle
mich besser und kann wieder meine Kräfte spüren“, das
sagt die Mutter der Familie Karim. Die Karims waren 2002 aus dem Irak
geflohen, nachdem Milizen eine Tochter vergewaltigt und getötet hatten.
Mit Unterstützung der Medizinischen Flüchtlingshilfe (MFH) begann
die Familie eine Kunsttherapie, um ihre Erlebnisse verarbeiten zu können.
Seit dem vergangenen Wochenende zeigt die MFH eine Auswahl ihrer Werke
sowie die Wanderausstellung der UNO-Flüchtlingshilfe – Kunststücke
von Flüchtlingsfrauen „Trotz allem-ich lebe“ –
im Hans-Siebold-Haus, anlässlich des Internationalen Tages der Menschenrechte.

„Während der Therapie sind innere Bilder entstanden“,
berichtet Elke Lorek, eine der betreuenden Kunsttherapeutinnen. „Sie
zeigen Wut, Trauer, Schmerz und Verlust“. Aber durch die Therapie
habe die Familie die Möglichkeit, sich ihre Gefühle selbst begreiflich
zu machen, um sie dann für sich annehmen zu können.
Bis heute hat die Familie keinen gesicherten Aufenthaltsstatus, sie wartet
alle drei Monate auf einen Bescheid vom Amt. Und sie läuft jedes
Mal wieder Gefahr, abgeschoben zu werden, weil das Gericht ihnen keinen
Glauben schenkt. „Diese Menschen haben eine unsagbare Entwurzelung
erfahren“, erklärt Lorek, „sie stehen permanent unter
höchster Anspannung“. Auch deshalb dankte sie der Familie für
den Mut, diese persönlichen Bilder auszustellen.

Die Bilder, gemalt mit Bunt- oder Filzstiften sowie Wandfarbe, zeigen
Momente: In denen die älteste Tochter Silvester vorbereitet –
denn das hat sie jedes Jahr gemacht. Einen Ort im Grünen, an dem
sie als Kinder oft ein Picknick gemacht haben – damals, als die
Welt noch in Ordnung war.
„Zu dem Trauma in der Heimat erfahren die Flüchtlinge hier
das, was wir Re-Traumatisierung nennen“, erklärt Dagmar Boettcher,
Psychologin der MFH. „Sie haben wegen des ungeklärten Aufenthaltsstatus
keine Sicherheit, bekommen niemals Ruhe in ihr Leben.“ Um unter
diesen Bedingungen innere Stabilität zu gewinnen und Erlebnisse verarbeiten
zu können, sei Kunsttherapie eine geeignete Methode.

Überzeugen davon können sich die Besucher noch bis zum 21.
Dezember, immer montags bis donnerstags, von 10-16 Uhr im Herbert-Siebold-Haus,
Engelsburger Straße 168
.