Unmenschliche Lebensbedingungen in Deutschland führen zur Retraumatisierung bei Flüchtlingen – Jahresbericht 2007 des Flüchtlingssozialdienstes der Mediizinischen Flüchtlingshilfe Bochum

 18.06.2008

Medizinische Flüchtlingshilfe
Bochum e.V.
Engelsburger Str. 168
44793 Bochum
Telefon 0234-3259272
Telefax 0234-9041381

Pressemitteilung

Unmenschliche Lebensbedingungen in Deutschland
führen zur Retraumatisierung bei Flüchtlingen

Jahresbericht
2007 des Flüchtlingssozialdienstes der
Medizinischen Flüchtlingshilfe Bochum e.V.

Anlässlich des 20. Juni, des Internationalen Tags der Flüchtlinge,
veröffentlicht der Flüchtlingssozialdienst der Medizinischen
Flüchtlingshilfe Bochum e.V. (MFH) seinen Jahresbericht 2007.

Der Flüchtlingssozialdienst, einer von mehreren Arbeitsbereichen
in der MFH, arbeitet nach einem ganzheitlichen Konzept, bei dem Sozialarbeit
und psychosoziale Betreuung verknüpft werden. Er beschäftigt
sich unter anderem mit den aufenthaltsrechtlichen und ausländerrechtlichen
Angelegenheiten von Flüchtlingen und Asylsuchenden und unterstützt
sie bei ihrer Orientierung innerhalb des hiesigen Lebensumfeldes und bei
der Entwicklung realistischer Ziele und Perspektiven.

Im Jahr 2007 haben insgesamt 243 Personen aus 27 Herkunftsländern
unsere Hilfe in Anspruch ge-nommen. Von dieser Personengruppe lebt der
überwiegende Teil länger als sechs Jahre, oft zusammen mit Familienangehörigen,
in Deutschland. In ca. 36,4 Prozent der Fälle ging es um Traumata
sowie weitere psychologische und psychosoziale Probleme.

Die weiter andauernde Ungewissheit nach einem langjährigen Leben
in Deutschland, trotz in diesem Land aufgewachsener und/oder zum Teil
hier geborener Kinder, war für die meisten unserer KlientInnen die
schlechte Nachricht im Jahr 2007. Dazu kann man eine Reihe von anderen
negativen Themen zählen:
die psychische Belastung bzw. der psychische Terror von Ausländerbehörden
wegen des Unterschreibens von Formularen für eine freiwillige(!)
Rückkehr; die unhöfliche, teilweise rücksichtlose oder
sogar unmenschliche Haltung einiger SachbearbeiterInnen den Betroffenen
gegen-über; das Gefühl, in diesem Land verloren oder ohne feste
Bindungen zu sein; das Leben mit der ständigen Angst vor Abschiebung;
finanzielle Nöte, schlechte Lebensbedingungen in Flüchtlingsheimen,
keine Chancen auf eine Arbeitserlaubnis oder eine Ausbildung sowie ein
sehr eingeschränkter Zugang zu medizinischer Versorgung. Die genannten
Lebensbedingungen machen unsere KlientInnen traurig und oft hoffnungslos
und führen bei einem Teil sogar zur Retraumatisierung.

Die reale Asylpolitik und das sehr eingeschränkte Bleiberechtsverfahren
in Deutschland für langjährig geduldete Flüchtlinge vermittelt
uns und unseren KlientInnen ein Gefühl der Ohnmacht. In einer solchen
Atmosphäre und trotz sehr begrenzter rechtlicher Möglichkeiten
werden wir mit ganzer Kraft versuchen, für unsere „Einzelfälle“
Auswege zu suchen und auch zu finden. Es ist eine harte Arbeit, die jedoch
immer wieder positive Ergebnisse ermöglicht, durch unsere festen
Überzeugungen von Menschenwürde und Menschenrechten und durch
unseren Wunsch nach einer gerechten Welt für alle Menschen.

Zur Sicherung unserer weiteren Arbeit freuen wir uns sehr über
jede Spende und jede Unterstützung.

Für weitere Informationen wenden Sie sich bitte an den Flüchtlingssozialarbeiter
der Medizinischen Flüchtlingshilfe Bochum e.V., Herrn Hanif Hidarnejad:

Tel.: 0234 – 32 59 272;
E-mail: sozialdienst@mfh-bochum.de