Stellungnahme zum Messerangriff in Solingen 23.08.2024

In Zusammenarbeit mit anderen Psychosozialen Zentren aus NRW möchten wir folgende Stellungnahme zur Messerattacke in Solingen teilen:

Unsere Gedanken sind bei den Opfern, ihren Familien und Freund*innen sowie den Zeug*innen des Messerangriffs in Solingen. Wir betrauern den Tod dreier Menschen und wünschen den Verletzten eine gute Genesung.

Solidarität und Unterstützung der Betroffenen sind das Gebot der Stunde. Das schließt all jene mit ein, die nun auch unter den populistischen Reaktionen auf die Messerattacke leiden.

Denn wieder wird das Schicksal der Opfer für die eigene oft nationalistische, rassistische, faschistische und fundamentalistische Agenda instrumentalisiert. Wieder werden Menschen mit Migrationserfahrungen, insbesondere als muslimisch gelesene Menschen, unter Generalverdacht gestellt. Wieder ertönt der Ruf nach mehr Überwachung, härteren Strafen und einer Verschärfung des Asylrechts.

Menschenrechte sind universal. Sie gelten für alle in gleichem Maß, sind nicht verhandelbar und können nicht verwirkt werden. Abschiebungen in Folterstaaten wie Syrien und Afghanistan stehen in krassem Widerspruch dazu, ebenso wie die pauschale Markierung von geflüchteten Menschen als Gefahr.

Viele unserer Klient*innen zeigen sich auch erschüttert über die Tat, fordern Gerechtigkeit und solidarisieren sich mit demokratischen Kräften. Viele unserer Klient*innen sind selbst vor Terror und Gewalt geflohen. Angesichts des Attentats und der Präsenz teils gewaltbereiter rechter Gruppen berichten auch sie von einem akuten Anstieg ihrer psychischen Belastung. Ebenso sind sie belastet von den erstarkenden rassistischen Vorurteilen in Folge der Tat und dem Druck, sich rechtfertigen zu müssen.

Populistische und migrationsfeindliche Scheindebatten befeuern dieses Klima von Angst und Feindschaft. Sie vergiften unsere Gesellschaft und stärken sowohl fundamentalistisch als auch rechtsextremistische Gruppen und ihren Terror. Denn Radikalisierung jeder Art fällt auf fruchtbaren Boden, wenn Menschen hoffnungslos, frustriert und isoliert sind und die Gesellschaft um sich herum als feindlich wahrnehmen.

Wir wollen uns entschlossen positionieren. Es reicht uns mit rechter Stimmungsmasche seitens der Politiker*innen, die von Anteilnahme sprechen und gleichzeitig rassistische Vorurteile schüren.

In Solidarität mit Menschen, die vor Gewalt fliehen mussten und auch in Deutschland keine Sicherheit spüren können!