MFH fordert sofortiges Ende der Isolationshaft der Menschenrechtlerin Sebnem Korur Fincanci
Die am Montag, dem 20. Juni, verhaftete Menschenrechtlerin Sebnem Korur Fincanci ist laut Angaben ihres Rechtsanwalts Meriç Eyüboglu seit gestern in Isolationshaft. Zusammen mit Erol Önderoglu, Türkeiexperte von Reporter ohne Grenzen sowie Ahmet Aziz Nesin, Journalist, wurde sie wegen des Vorwurfs der „terroristischer Propaganda“ festgenommen. Die MFH hat hierzu bereits am 21. Juni eine Presseerklärung veröffentlicht und ihre sofortige Freilassung und ihre physische und psychische Unversehrtheit gefordert.
Die MFH ist darüber mehr als beunruhigt, dass Sebnem Korur Fincanci im Gefängnis isoliert wurde. Menschenrechtsorganisationen haben immer wieder darauf aufmerksam gemacht, dass viele Frauen in türkischen Gefängnissen isoliert wurden und sexualisierte Gewalt durch das Gefängnispersonal erleiden mussten. Auch der Europäische Menschenrechtsgerichtshof hat in einem Urteil aus dem Jahr 2012 festgestellt, dass Isolationshaft in der Türkei als unmenschliche und erniedrigende Strafe eingesetzt wird. Im Sinne der Antifolterkonvention und der Europäischen Menschenrechtskonvention verstößt die Türkei gegen internationales Recht wenn sie Sebnem Korur Fincanci weiterhin in Isolationshaft hält.
Heute kam folgende Nachricht von Sebnem Korur Fincanci über ihren Anwalt:
„Meine lieben Freunde. Mein Herz ist mit euch und ich weiß euer Herz ist es auch; […] ich teile mit ihnen das Bild unserer Solidarität die ein Dorn in ihrem Fleisch sein wird […] wir alle kämpfen für diese Heimat, für unser Volk. Der Stolz über diesen Kampf gehört uns allen. […] Ich umarme euch fest. Sebnem KF“
Die MFH fordert die sofortige Freilassung von Sebnem Korur Fincanci, Erol Önderoglu und Ahmet Aziz Nesin!
Für Rückfragen stehen Ihnen zur Verfügung:
Bianca Schmolze, Öffentlichkeitsreferentin der MFH, E-Mail: pr@mfh-bochum.de, Tel: 0234-9041382
Ismail Küpeli, Projektkoordinator Re:Speech, E-Mail: i.küpeli@mfh-bochum.de, Tel: 0234-9041382
Erste Meldung, 21.06.2016: MFH verurteilt Haftbefehle gegen Menschenrechtlerin und Journalisten in der Türkei und fordert deren sofortige Freilassung
Die MFH Bochum ist zutiefst bestürzt über die Haftbefehle eines türkischen Gerichts gegen ?ebnem Korur Fincanc?, Vorsitzende der Türkischen Menschenrechtsstiftung, Erol Önderoglu, Türkeiexperte von Reporter ohne Grenzen sowie Ahmet Aziz Nesin, Journalist. Ihnen wird zur Last gelegt, Propaganda für die verbotene kurdische Arbeiterpartei PKK geleistet zu haben. Tatsächlich jedoch steht die geplante Verhaftung in Zusammenhang mit einer Kampagne gegen die prokurdische Zeitung „Özgür Gündem“, die zuletzt vermehrt unter Druck gesetzt wurde. Die Zeitung hatte am 3. Mai, zum Internationalen Tag der Pressefreiheit, eine Kampagne gestartet als Reaktion auf die Antiterrorgesetze, die die türkische Regierung und Justiz derzeit vor allem dazu nutzen, um politische Oppositionelle und JournalistInnen zu verfolgen. ?ebnem Korur Fincanc?, Erol Önderoglu sowie Ahmet Aziz Nesin haben sich dazu bereit erklärt, diese Zeitung zu unterstützen indem sie sich als verantwortliche Redakteure zur Verfügung stellten.
Die MFH hat in den vergangen Jahren immer wieder mit Sebnem Korur Financi zusammengearbeitet. Die MFH Bochum sowie die Türkische Menschenrechtsstiftung sind Mitgliedszentren des Internationalen Rehabilitationsrates für Folteropfer IRCT.?ebnem Korur Fincanc? war viele Jahre lang Council-Mitglied des IRCT und ist Mitglied der Internationalen Gruppe forensischer Experten IFEG. Als Menschenrechtsexpertin hat sie sich auf die Unterstützung von Folterüberlebenden spezialisiert und hat weltweit mit ihnen gearbeitet.
Daher fordern wir von der türkischen Regierung
– Die Garantie über die physische und psychische Unversehrtheit von ?ebnem Korur Fincanc?, Erol Önderoglu sowie Aziz Nesin!
– Ihre sofortige und bedingungslose Freilassung!
– Die Einstellung sämtlicher Anklagepunkte!
– Ein Ende der staatlichen Repression gegen MenschenrechtsverteidigerInnen und JournalistInnen!
– Die Einhaltung internationaler Menschenrechtsverträge und die Durchsetzung des absoluten Folterverbots!
Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an Bianca Schmolze, Öffentlichkeitsreferentin, unter 0234-9041382 oder pr@mfh-bochum.de