MFH Bochum: Flüchtlingssozialdienst Jahresbericht 2005

13.04.2006

Presseerklärung der Medizinischen Flüchtlingshilfe Bochum e.V.

Medizinische Flüchtlingshilfe veröffentlicht Jahresbericht des Flüchtlingssozialdienstes
Die deutsche Asylpolitik macht Flüchtlinge krank!

Der Flüchtlingssozialdienst
der Medizinischen Flüchtlingshilfe Bochum veröffentlicht in diesen Tagen
anlässlich der bevorstehenden Innenministerkonferenz, bei der u.a. über
Bleiberechtsreglerungen diskutiert werden soll, seinen Jahresbericht.
Bereits seit 2003 ist
der Flüchtlingssozialdienst fester Bestandteil der Arbeit der Medizinischen
Flüchtlingshilfe Bochum. Im Jahr 2005 konnte die soziale Beratung von
Flüchtlingen und ihren Angehörigen u.a. durch Landesmittel von einer halben
auf eine ganze Stelle ausgedehnt werden.

Die Medizinische Flüchtlingshilfe arbeitet mit einem sozialmedizinischen
Ansatz und berücksichtigt in ihrer Arbeit stets auch die gesellschaftlichen
Faktoren von Krankheit. Psychosoziale Folgen von Flucht, sowie Erfahrungen
mit Ausgrenzung durch die Gesellschaft der Bundesrepublik Deutschland
hinterlassen vielfältige Auswirkungen auf die Gesundheit der hier lebenden
Flüchtlinge und MigrantInnen.
Im Rahmen der psychosozialen Arbeit mit Flüchtlingen stammen zahlreiche
KlientInnen aus Kriegsgebieten oder flohen aus Gründen ethnischer, religiöser,
geschlechtsspezifischer oder politischer Verfolgung. Ein erhebliches Problem
für diesen Personenkreis besteht auch in ihren Aufenthaltsbedingungen
hier, die jede Aufarbeitung und Überwindung des Erlebten unmöglich machen
oder gar zu Retraumatisierungen führen.
Die Unsicherheit, die ständige Angst, ausgewiesen oder abgeschoben zu
werden, und die Einschränkungen, Entmündigungen und Abhängigkeiten, die
mit Residenzpflicht und Arbeitsverbot verbunden sind, verstärken Krankheitszustände
und verhindern Genesung.

Die Arbeit des Flüchtlingssozialdienstes wurde, wie die Arbeit aller anderen
in diesem Bereich tätigen Beratungsstellen, im letzten Jahr vor allem
von den negativen Folgen des Zuwanderungsgesetzes beeinflusst.
Gerade in Bezug auf langjährig Geduldete (in Nordrhein Westfallen ca.
63.000), sind gesetzliche und staatliche Beschränkungen Grund für die
schwierige Lebenssituation der Menschen.
Der Sozialdienst der Medizinischen Flüchtlingshilfe zählte in 2005 insgesamt
255 KlientInnen. Davon waren mehr als die Hälfte Personen mit langjähriger
Duldung. Schwer zu erhaltende Arbeitserlaubnis, monatliche Bezüge in Form
der sog. „Hilfe zum Lebensunterhalt“, die 30% unterhalb des Sozialgeldes
liegt, Residenzpflicht, die die Bewegungsfreiheit der Menschen elementar
einschränkt, und das Leben in unmenschlichen Übergangsheimen führen jedoch
dazu, dass Menschen krank werden.
Auch wenn die Stadt Bochum in Bezug auf die Auflösung der Heimunterbringung
bereits wichtige Schritte unternommen hat, um Menschen von den Übergangsheimen
in private Unterkünfte zu überführen, sind kommunale Einflussmöglichkeiten
sehr beschränkt. In diesem Kontext bleibt die Bundes- und Landespolitik
skandalös, insbesondere die Beschränkungen des Zugangs zu einer angemessenen
Gesundheitsversorgung verletzen weiterhin täglich das Menschenrecht auf
körperliche und seelische Unversehrtheit.

Die Medizinische Flüchtlingshilfe kommt zu dem Schluss:
Die deutsche Asylpolitik macht Flüchtlinge krank.
Deshalb fordert sie, dass Menschen mit jahrelanger Duldung eine sichere
Zukunftsperspektive geboten werden muss. Dies bedeutet neben einem sicheren
Aufenthaltsstatus die Möglichkeit, seine Rechte auszuüben. Das Recht auf
Arbeit, Wohnen und Gesundheitsversorgung.

Der Bericht des Flüchtlingssozialdienstes ist hier
als Download
verfügbar, kann aber bei Bedarf in der Geschäftsstelle
der Medizinischen Flüchtlingshilfe angefragt werden. Er soll ein Beitrag
sein für die konkrete Arbeit mit Flüchtlingen und MigrantInnen.
Bei Rückfragen wenden Sie sich an: 0234-9041380