Ehrenamt
Medizinische Flüchtlingshilfe sorgt sich um das Wohl
der Flüchtlinge
Von: Christian Meiners am 27. Dezember 2009 14:30 Uhr
BOCHUM Sie fliehen
vor Gewalt und Verfolgung, manche auch vor Folter. Die Medizinische Flüchtlingshilfe
in Bochum möchte diesen Menschen helfen. Die Arbeit ist für
die Ehrenamtlichen nicht immer einfach.
Auf den ersten Blick sieht
das Bild aus wie eine unschuldige Kinderzeichnung. In Wahrheit zeigt es
grauenhafte Szenen aus dem irakischen Bürgerkrieg. „Dies ist
der schlimmste Tag meines Lebens“, hat die Malerin darunter geschrieben.
Betreuung
Mit Erfahrungen wie diesen kommen Menschen in die Räume der Medizinischen
Flüchtlingshilfe (MFH) am Dr.-Ruer-Platz. Sie fliehen vor Gewalt
und Verfolgung in ihren Heimatländern, viele von ihnen sind Folteropfer.
„Die Geschichten, die diese Menschen erzählen, sind auch für
uns belastend“, gesteht Kirsten Ben Haddou. Auch die Betreuer werden
deshalb regelmäßig betreut.
Mehr als nur Notfallversorgung
Als die MFH 1987 ins Leben gerufen wurde, wollte sie Flüchtlingen
zu einer medizinischen Betreuung verhelfen, die über eine bloße
Notfallversorgung hinausgeht. Mittlerweile muss sie viel mehr tun: über
Psychotherapie und Kunsttherapie, Sozialdienst bis hin zum internationalen
Kampf gegen Kriegsverbrecher.
„Gerechtigkeit heilt“
„Wenn die Opfer sehen, dass ihre Peiniger bestraft werden, ist das
für ihre Heilung beinahe wichtiger als eine Psychotherapie“,
sagt Ben Haddou. „Gerechtigkeit heilt“ heißt deshalb die
Kampagne der MFH. Selbst wenn Menschen vor Verfolgung und Straftaten aus
ihrer Heimat fliehen konnten, kommen sie hier nicht immer zur Ruhe. Oft
haben sie zum Beispiel keine Papiere mehr. „Jedes Mal, wenn sie dann
beim Arzt auftauchen, müssen sie Angst haben, angeschwärzt zu
werden“, erklärt Ben Haddou. Dann drohe ihnen die Abschiebung.
Sprechstunde
Hier können Ehrenamtliche helfen: Einmal in der Woche vermitteln
sie im Bahnhof Langendreer in einer Sprechstunde Flüchtlinge an Ärzte,
die anonym und ebenfalls ehrenamtlich behandeln. Die freiwilligen Helfer
greifen Flüchtlingen außerdem beim Umgang mit Behörden
unter die Arme, klären sie über Rechte und Pflichten auf und
klären mit Infoständen die Öffentlichkeit über die
Situation der Aussiedler auf.
In der Gesellschaft nämlich sei die Meinung über Aussiedler
äußerst schlecht. Dagegen möchten bei der MFH alle ankämpfen,
sagt Ben Haddou. „Denn das wird den Schicksalen und den Biographien
der betroffenen Menschen einfach nicht gerecht.“
Quelle: Ruhr Nachrichten.de, 27.12.2009
http://www.ruhrnachrichten.de/lokales/bochum/Bochum-Medizinische-Fluechtlingshilfe-sorgt-sich-um-das-Wohl-der-Fluechtlinge;art932,772217