Presseerklärung der Medizinischen Flüchtlingshilfe Bochum
Eduardo Galeano begrüßt Bochumer Kongress „Gerechtigkeit heilt“
Prominente Unterstützung für die Medizinische Flüchtlingshilfe Bochum
Anlässlich des am nächsten
Wochenende in Bochum stattfindenden Kongresses “Gerechtigkeit heilt
– der internationale Kampf gegen Straflosigkeit” erklärt der international
bekannte uruguayische Schriftsteller Eduardo Galeano in einer Grußbotschaft
seine Unterstützung für die Ziele des Kongresses.
“Es ist mir ein Anliegen, Euch meine Solidarität mit jener solidarischen
Aufgabe auszudrücken, die ihr erfüllt. Und meine begeisterte Unterstützung
für den Schritt, die Gerechtigkeit und die Gesundheit miteinander zu verbinden”,
schreibt Galeano an die Medizinische Flüchtlingshilfe Bochum.
Weltweit engagieren sich Menschenrechtsorganisationen
für die Aufarbeitung und die juristische Verfolgung der Verantwortlichen
von Verbrechen gegen die Menschlichkeit.
Vom 14. bis 16. Oktober werden in Bochum international bekannte MenschenrechtsaktivistInnen
aus zahlreichen Ländern Afrikas, Asiens, Lateinamerikas und Europas über
ihre Erfahrungen im Kampf gegen Straflosigkeit von Menschenrechtsverletzungen
berichten und miteinander diskutieren.
Unter dem Kongresstitel “Gerechtigkeit
heilt” wird dabei ebenfalls die Frage behandelt, in wie weit sich
eine erfolgreiche Bekämpfung der Straflosigkeit positiv auf die seelische
Gesundheit der Überlebenden von politischer Verfolgung, Folter und Krieg
auswirken kann, eine thematische Verbindung, die bisher weltweit in dieser
Form kaum vorgenommen wurde.
“Gerechtigkeit und Gesundheit sind durch die Kultur der Dominanz
voneinander geschieden worden – durch eine Kultur des Auseinanderreißens,
die alles, was sie berührt, trennt und isoliert”, beschreibt Eduardo
Galeano in seinem Brief den derzeit noch defizitären Diskussionsstand
zur Auswirkung der strafrechtlichen Verfolgung von Tätern auf die seelische
Gesundheit ihrer Opfer und plädiert für eine ganzheitliche Sichtweise
menschlicher Lebensbereiche in ihrer Bedeutung für gesellschaftliche Veränderung.
“Der Wiederaufbau und die Entwicklung einer verbindenden Kultur,
die es uns erlaubt, zu vereinen und uns zu vereinen, ist eine der großen
Herausforderungen, die das neue Jahrtausend an uns stellt. So, wie es
notwendig ist, Gerechtigkeit und Gesundheit zu verbinden, ist es ebenso
notwendig, die Gerechtigkeit mit der Demokratie zusammenzuführen, die
Erinnerung und die Geschichte mit der Gegenwart, den öffentlichen Diskurs
mit dem alltäglichen Leben, das Individuum mit dem Leben in der Gemeinschaft,
die Seele mit dem Körper und alles mit uns allen, die wir einzelne
Teile eines Ganzen sind, voranschreitend auf der Suche nach einer gemeinsamen
Bestimmung.”
Eduardo Galeano ist Journalist,
Essayist und Schriftsteller. Mit zwanzig Jahren wurde er stellvertretender
Chefredakteur der “Marcha”, einer Zeitschrift für Kultur
und Politik in Montevideo. Später war er leitend bei den Zeitschriften
“Épocha” (Uruguay) und “Crisis” (Argentinien)
tätig.
1973 ging er nach seiner Inhaftierung zunächst ins argentinische
und drei Jahre später ins spanische Exil, wo er bis zum Ende der
Militärdiktatur Uruguays 1985 blieb.
1971 erschien die erste Fassung seines in 20 Sprachen übersetzten Werkes
„Die offenen Adern Lateinamerikas“, welches sich mit der Geschichte Lateinamerikas,
insbesondere den Kolonialherrschaften alter und neuerer Prägung auseinandersetzt.
Galeano erhielt mehrere Literaturpreise, darunter den Preis der “Casa
de las Américas” (1975, 1978) und 1999 in den USA den “Preis
für die Freiheit der Kultur”.
In Bochum wird die von Galeano angemahnte ganzheitliche Sichtweise in
der gemeinsamen Diskussion und im Erfahrungsaustausch praktiziert werden.
Ein interessiertes Publikum aus der gesamten Republik sowie aus dem europäischen
und außereuropäischen Ausland hat sich bereits zur Teilnahme angemeldet.
Nähere Informationen zum Kongress
und zum Thema der Straflosigkeit finden sich unter: http://www.gerechtigkeit-heilt.
de.
Die Durchführung des Kongresses
wird durch die freundliche Unterstützung der Nordrhein-Westfälischen Stiftung
für Umwelt und Entwicklung, der Bochumer Agenda 21 und des Bischöflichen
Hilfswerks Misereor ermöglicht.