MFH präsentiert Buch zum ersten Verfahren nach Völkerstrafgesetzbuch

 13.06.2016

MFH präsentiert Buch zum ersten Verfahren nach Völkerstrafgesetzbuch

Die MFH freut sich das Buch „Tatort Kongo – Prozess in Deutschland“ vorzustellen. Von 2011 bis 2015 beobachtete Bianca Schmolze für die MFH Bochum den ersten Prozess auf Basis des Völkerstrafgesetzbuches gegen Ignace Murwanashyaka und Straton Musoni, Anführer der ruandischen Hutu-Miliz FDLR, die im Osten der Demokratischen Republik Kongo für Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschheit verantwortlich ist. Im Rahmen unserer Menschenrechtsarbeit unter dem Motto „Gerechtigkeit heilt“ engagiert sich die MFH auch international für den Kampf gegen Straflosigkeit und für die Stärkung der Rechte von Überlebenden auf Wahrheit, Gerechtigkeit und integrale Entschädigung. Nach der Festnahme der beiden Angeklagten im November 2009 stand fest, dass die MFH diesen ersten Prozess universeller Rechtsprechung genauestens beobachten wird um die folgenden Fragen kritisch zu beleuchten: Welche Rolle spielen die Überlebenden und Angehörigen der Opfer in dem Verfahren? Kann Deutschland ein Ort sein, wo Überlebende Gerechtigkeit und eine Anerkennung ihres Leids erfahren?

Die MFH hat diesen Prozess bis zum Ende verfolgt und gemeinsam mit der taz exklusiv darüber berichtet. Gemeinsam mit Dominic Johnson und Simone Schlindwein, die seit vielen Jahren über die FDLR berichten, ist nun ein Buch entstanden, das einen einmaligen Einblick gibt in das Innenleben einer Miliz. Hier wird dargelegt, wie die FDLR entstanden ist, welche Ideologie sie vertritt, wie ihr Leben im kongolesischen Dschungel ist, welche bewaffneten Auseinandersetzungen stattgefunden haben und wie die Befehlsketten funktionierten. Das Buch führt von der Anklagebank in einem deutschen Gerichtssaal nach Ruanda und in den Ostkongo. Dort, wo eine straff organisierte Miliz Frauen vergewaltigt, Dörfer plündert und Menschen ermordet: Kriegsverbrechen, die teils von Deutschland aus gesteuert wurden. Es geht um die Hutu-Miliz FDLR, in der sich die Täter des ruandischen Völkermordes von 1994 neu organisiert haben. Ihre beiden politischen Anführer leben in Deutschland. Sie mussten sich ab 2011 vor dem Stuttgarter Oberlandesgericht verantworten. Deutschlands erster Prozess dieser Art endete im September 2015 mit Schuldsprüchen, doch der Vorsitzende Richter warnte, solche »Mammutverfahren« seien mit den Mitteln der deutschen Strafprozessordnung nicht in den Griff zu bekommen. Aber wie dann? Und was ist das für ein Krieg, den die FDLR im Kongo führt?
Ein Grundlagenwerk für alle, die sich mit afrikanischer Zeitgeschichte und der Aufarbeitung von Kriegsverbrechen und Menschenrechtsverletzungen beschäftigen.

Das Buch ist im Christoph Links Verlag erschienen und kostet 30 Euro. Weitere Informationen finden Sie unter: http://www.christoph-links-verlag.de/index.cfm?view=3&titel_nr=871